Lyrik

Der Hall

"Der Hall" - eine Erzählung - 13.06.14

Sie fürchtete sich, ihr Mund war trocken,
es war keine Spucke da zum Schlucken.
Da war dieser Hall, der große Raum,
die Stimme des Redners, seine unnatürliche Art zu sprechen.

Sie wollte raus, einfach weg, sie war wie gelähmt,
der Weg versperrt durch die Menschenmassen
- durchhalten, nicht weg laufen - durchhalten.
Das Herz schlägt gegen die dünne Haut, gleich sprengt es den Kopf.
Sieht es ihr jemand an? Guckt jemand?
Kommt bald die Frage: "Ist was mit dir? Geht's dir nicht gut?"
- Warten - keine Frage - Warten - keine Frage.

Die anderen müssen es doch sehen!
Sie ist allein unter all den Menschen, vollkommen allein.
Es bleibt unbemerkt, lautlos, unausgesprochen.

Die Menschen stellen sich auf, knien nieder, setzen sich,
stellen sich auf, setzen sich, knien nieder - Nichts - unbemerkt.
Die Stimme des Redners löst sich auf in einzelne Teile,
nur noch Laut, ohne Sinn, Fremdsprache,
eingebettet in die Kopf sprengende Akustik der höhen Wände - die Wände, die mit den Geräuschen Ping-Pong spielen.

Ein Schnäuzen in Reihe eins - sie erschrickt vor dem trötenden Elefanten,
der direkt in ihren Körper posaunt.
Den Körper als Grenze gibt es nicht mehr,
der Klang ist in ihr, nicht mehr um sie herum.
Würde jemand ihren Namen rufen, sie wüsste nicht,
wer gemeint ist - nur eine vage Erinnerung.
Ihr Name würde sich aufsummieren in der Glocke des Farbklanges,
er würde seine Bedeutung verlieren,
da nichts mehr da ist, was ihm Bedeutung geben könnte.

Sie hat Angst vor dieser Bedeutungslosigkeit - gleichzeitig saugt es sie fort - nur noch Auflösen in diesem dichten unausweichlichen Honig. Keine Erinnerung vermag die Grenze zu halten, kein Gedanke die Dichtheit zu durchschneiden.


Sie ist pure Wahrnehmung

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